Die älteste bekannte öffentliche Verlautbarung zum Feuerlöschwesen in unserer Gemeinde ist in der "Herrschaftlich Wäschenbeurische Polizeiordnung" aus dem Jahre 1777 enthalten. Deren Artikel 14 beschäftigt sich mit einer Feuerordnung und richtet sich besonders gegen die beim Brotbacken gebräuchlichen Laugenöfen, gegen das Dörren von Hanf und Flachs und das Dreschen bei Licht. Es wird gebeten, ..."in jedem Haus bei strenger Strafe einen Kübel Wassers parat zu halten und bei Ausbruch eines Brandes schnellstens Hilfe zu leisten...." Eine Feuerschau wird bestellt, die insbesondere im Frühjahr und Herbst wegen des Werges (Abgang beim Schwingen von Flachs und Hanf) inspizieren soll. Jeder Hochzeiter mit mindestens 100fl. Vermögen soll gehalten sein, einen ledernen Feuereimer anzuschaffen.
Die getroffenen Maßnahmen lassen erkennen, dass es seinerzeit eine personell organisierte und sachlich gerüstete öffentliche Feuerwehr nicht gegeben hat. Trotzdem waren die Dorfbewohner seit altersher um den Schutz von Haus und Hof, von Mensch und Tier besorgt und die Verhaltensweisen bei Bränden waren geläufig. An Gerätschaften nutzte man neben Gelten und Schapfen auch die Feuereimer, die in einer Kette von Hand zu Hand gingen, Leitern, Haken und Äxte. Doch waren die Erfolge beim Feuerlöschen gering und man wurde des Feuers meist nur durch Einreißen des Brandobjekts Herr. Da stand dann der arme unversicherte Brandgeschädigte vor dem Grabe seiner Habe.
1802 brannte, vom Blitz gezündet, das Wohnhaus des damals noch einzigen Hofbauern Kaißer auf dem Wäscherhof ab und 1821 laf die die Ziegelhütte auf dem Ziegelwasen in Schutt und Asche, wobei die Zieglersleute Benkelmann und Feil Ihre gesamte Habe verloren haben.
Es brannte weiterhin in den Jahren 1836, 1838, 1842, 1846, 1853,1857, 1865 und 1868.
Besonders schrecklich hausten die Elemente in einer Septembernacht des Jahres 1842. Das Feuer brach aus beim Bauern Josef Schonter und erfasste die Gebäude vom Schuhmacher Dangelmaier, Küfer Nothardt und von Georg Weber, alle in der Gegend des heutigen Rathauses. Mit knapper Not retteten die Bewohner das nackte Leben
.
1858 erfahren wir von der Beschaffung einer maschinellen Feuerspritze mit Hydrophor. An der Notwendigkeit zu praktischem Einsatz hat es den Dorfbewohnern zu keiner Zeit gefehlt; den Klang der Sturmglocke hoch vom Turm verlor man selten aus dem Ohr. Wäschenbeuren hatte wie wenige Gemeinden in der Gegend von jeher unter durch Blitzschlag verursachten Bränden stark zu leiden und Brandstiftung sowie Fahrlässigkeit im Umgang mit Feuer und Licht wird es wie überall im Lande auch hier gegeben haben. Es dürfte aber zu weit führen, wollte man die Serie von Brandkatastrophen allein im 19. Jahrhundert aufzählen.
Im Sommer 1868 traf ein kalter Blitzstrahl den Kirchturm und richtete beträchtlichen Schaden an.
All diese Geschehnisse liegen noch vor der Gründung der Wäschenbeurener Feuerwehr im Jahre 1875. Erst 1885 erschien für das Königreich Württemberg eine allgemeine Landesfeuerlöschordnung, wonach eine Pflichtfeuerwehr einzurichten war. Nach der Satzung bestand sie unter der Leitung eines Kommandanten, seines Stellvertreters und des Hornisten, aus dem Zug der Steiger, Retter und Schlauchleger, aus der Spritzenmannschaft, aus einer Ablösungsmannschaft, aus dem Zug der Wasserträger und Schöpfer sowie aus der Wachmannschaft. Zur Ausrüstung gehörten Schläuche, Dachleitern, Butten und Schöpfen aus Blech, Erdölfackeln, Haken verschiedener Größen, dazu Gurten, Pfeifen, Seile, Hupen, Laternen, Holzhämmer u.a.m. Alle Geräte waren im Rathaus untergebracht.
Leider fehlen uns für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts Angaben über die Tätigkeit der neugegründeten Feuerwehr. Ihre Ausrüstung war fortlaufend ergänzt und jeweils auf den modernsten Stand der Technik gebracht worden. Jeden Monat wurde eine Übung abgehalten, die nicht nur der weiteren Ausbildung sondern auch der Pflege guter Kameradschaft und der Geselligkeit diente. So blieben die Verhältnisse wahrscheinlich bis zum ersten Weltkrieg. Genaueres wissen wir nicht, da die amtlichen Unterlagen dem Rathausbrand 1945 zum Opfer fielen.
1919
Aus der Notwendigkeit öffentlicher Sicherheit und dem Zwang der Verhältnisse ist bald nach dem ersten Weltkrieg eine Feuerwehr auf freiwilliger Basis ins Leben gerufen worden. Am 6. Juli 1919 fand unter Vorsitz von Schultheiß Pfitzmeier im Rathaus der Gründungsakt statt. Als Kommandant wurde bestellt der Zimmermann Eduard Hinterberger, als Stellvertreter der Arbeiter Sebastian Singer, als Gerätemeister der Polizeidiener Otto Kuhn, als Spritzenmeister Johannes Kolb und als Schriftführer der Mechaniker Wilhelm Schnell. Weitere Gründungsmitglieder waren Landwirt Josef Hofele, die Arbeiter Albert Kraus, Karl Kurz, Josef Staudenmaier, Heinrich Schneider und Karl Zehnder, Zimmermann Karl Rummel und Schreiner Eugen Singer. Auffallend ist, dass in dem damals noch überwiegend bäuerlichen Flecken nur ein Bauer bei der Feuerwehr anzutreffen ist. Das Gerätemagazin befand sich wie bisher im Rathaus. Der Etat der Feuerwehr wurde bestritten aus dem Aufkommen der Feuerwehrsteuer, was alsbald Mißhelligkeiten zur Folge hatte und im Jahr 1924 zur Auflösung der Wehr führte. Von 78 Feuerwehrmännern stimmten 76 für die Auflösung. Die Gemeinde musste wieder eine Pflichtfeuerwehr einrichten, über deren Tätigkeit uns wenig bekannt ist.
1935
1935 kam es zur Neugründung einer freiwilligen Feuerwehr. In der Turnhalle in Anwesenheit von Bürgermeister Köder und Kreisfeuerlöschinspektor Birkle aus Welzheim wurden ohne Wahlen ernannt zum 1. Kommandanten und Brandmeister Engelbert Wahl, zum Stellvertreter und Löschmeister Alfons Germann, zur Ordonnanz Ernst Bucher, zum Zeugwart Wilhelm Schnell und zum Schriftführer und Kassier Erwin Bucher. Auch die neugegründete Freiwillige Feuerwehr hat wenig schriftliches hinterlassen. Es kam der zweite Weltkrieg, der jede öffentliche Arbeit lahm legte und es kam der 19. April 1945 an dem der halbe Flecken durch Feuer zerstört worden ist. Auch das Rathaus mit sämtlichen Gerätschaften der Feuerwehr wurde ein Raub der Flammen.
1946
Nach dem Krieg bedurfte es einer behördlichen Anordnung, die Ortsfeuerwehr wieder auf die Beine zu stellen, Not und Enttäuschung hatten sich breit gemacht. Was im Jahr 1946 Bürgermeister Thiele den zusammengerufenen Bürgern offerierte, war die Gründung einer Pflichtfeuerwehr für alle männlichen Ortseinwohner vom 18. bis zum 35. Lebensjahr. Im Verlauf der Versammlung konnte er bei den jungen Männern dann aber doch die Bereitschaft feststellen, in einer freiwilligen und ehrenamtlichen Feuerwehr mitzumachen. Es meldeten sich 48 Männer für den Löschzug. Der Stab setzte sich wie folgt zusammen: Kommandant Franz Schoch, Stellvertreter Karl Singer, Schriftführer und Kassenwart Alois Faul, Geräteverwalter Bernhard Träuble. Zug- und Gruppenführer: Blasius Bauer, Bernhard Kottmann, Arnold Singer, Bernhard Sonnentag, Linus Schmid und Karl Schoch. Als Gerätemagazin diente behelfsmäßig für einige Jahre eine kleine Scheuer im alten Schulhaus. Mit großem Fleiß und Pünktlichkeit wurden der auf 20 Übungen angesetzte Jahresübungsplan in Angriff genommen. In der bewährten Führungsmannschaft sind im Laufe der Jahre nur wenige Veränderungen vorgenommen worden, was für deren anerkannte Tüchtigkeit und Beliebtheit spricht.
Was der Erinnerung näher liegt und worüber noch Zeitgenossen berichten können, sind Brandfälle deren es leider nicht wenige waren. Eine chronologische Aufzählung ist aber leider nicht mehr möglich. Sechsmal hat der Blitz eingeschlagen, so in die Häuser von Bernhard Käser, Franz Hokenmaier, Alfred Kleesattel, Karl Schoch, Alfred Bucher und in die Scheuer von Arthur Wahl. Unterschiedliche Ursachen hatten die Brände bei Martin Käser, Emil Irtenkauf, Gotthilf Bühler (Lindenbronn), Karl Rommel, Wilhelm Bühler (Krettenhof), Eugen Straub (Beutentalsägemühle), Theodor Kaißer (Schützenhof) und Karl Klaus. Vorsätzliche Brandstiftung war beim Abbrennen der Feldscheuer von Josefa Heer in der Steine im Spiel.
1954 übernahm Karl Singer das Kommandantenamt, Franz Schoch wurde Stellvertreter. 1956 wurde Emil Hokenmaier Schriftführer und Kassier. 1957 trat Otto Wahl an die Stelle von Franz Schoch. Im gleichen Jahr wurden als Gruppenführer neu bestimmt: Anton Huttenlauch, Josef Kaißer, Josef Mangold, Anton Heer, Erwin Mühleisen und Arthur Schäffler. Erst 1962 sind sie durch Erich Hokenmaier und Eugen Kübler sowie 1966 durch Alfred Bucher, Franz Heer und Franz Singer ergänzt bzw. ersetzt worden.
In diesen Jahren ist mit aller Energie die Angelegenheit eines modernen Gerätehauses betrieben worden, was besonders bei den jährlichen Hauptversammlungen zum Ausdruck kam. Die Feuerwehr fand dabei das Verständnis und die tatkräftige Unterstützung durch Bürgermeister Meier und seinen Gemeinderat. Endlich war es soweit. Im Rahmen eines groß angelegten örtlichen Feuerwehrfestes mit Festbankett und einem Kinderfest ist das Feuerwehrmagazin am 10. Juli 1956 eingeweiht worden. Der zweckmäßige Neubau in der Maiergasse nach den Plänen von Architekt Beck umfasst außer dem geräumigen Abstell- und Geräteraum einen Unterrichtssaal, eine Wohnung und einen Schlauchturm. Die Straßenseite ziert ein Fresko unseres einheimischen Kunstmalers Lothar Kaißer, das inhaltlich an den Brand des Kirchturms am 19. April 1945 erinnert.
Wegen des Umstands des völligen Neubeginns nach dem Krieg und dank der anhaltenden Hilfsbereitschaft der Gemeindeverwaltung konnte sich unsere Feuerwehr organisatorisch und technisch auf dem neuesten Stand halten. So wurde 1954 eine neue Tragkraftspritze (TS 8) mit Anhänger und 1963 das erste Löschfahrzeug (LF 8) gekauft. Dadurch konnte die Auflösung der Teilortswehren Wäscherhof, Beutental und Lindenbronn vorgenommen werden. Die Einsatzbereitschaft der Wehr ist mustergültig und wurde wiederholt bei Großübungen und Einsätzen von hoher Stelle gelobt. Die Feuerwehr hat sich neben Ihrer Pflichtaufgaben auch beim Katastrophenschutz, etwa bei Hochwasser, betätigt und bewährt. Den kameradschaftlichen Zusammenhalt pflegt sie durch mannigfache gesellige Veranstaltungen, die neuerdings durch einen Fanfarenzug bereichert werden können.
Aufbauend auf das erste Jahrhundert ihres Bestehens begann die Wehr sich auf das zweite Jahrhundert zu konzentrieren. Vorangetrieben durch die stetig wachsenden Aufgaben einer Feuerwehr und den Umstand, dass 1977 die Wohnung unseres Gerätewarts im Feuerwehrhaus frei wurde, beschloss das Führungsteam zur Stärkung und Pflege der Kameradschaft diese Wohnung in eigener Regie zur heutigen Forianstube umzubauen. Da zur selben Zeit der technische Fortschritt im Feuerlöschwesen mit großen Schritten voranging und die Aufgabenvielfalt fast täglich größer wurde (z. B. Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen), musste sich die Feuerwehr Ausbildungs- und Ausrüstungstechnisch der neuen Situation stellen. Deshalb wurde 1978 durch die Gemeinde ein weiteres Löschfahrzeug (LF 16) mit 800 Liter Löschwasservorrat angeschafft und am 26.08.78 in Dienst gestellt. Dieser Anschaffung war aus Sicht der Feuerwehr ein großer Schritt nach vorn, galt es doch, die technischen Einsatzmöglichkeiten der Ausrüstung dieses Fahrzeugs (z.B. Fahrzeugfunk, Atemschtzgeräte usw.) so schnell und sicher als möglich zu erlernen und zu beherrschen.
Nachfolgend die Ereignisse der Jahre 1980 - 1997 in tabellarischer Form:
1980 | wird die sog. "stille Alarmierung" eingeführt. Konnte die Feuerwehr bisher nur durch Aktivieren der Sirene auf dem Rathausdach alarmiert werden, war es nun möglich die Feuerwehrangehörigen per Funkmeldeempfänger zu alarmieren. |
1981 | Kauf der Feuerwehrfahne; Einführung einer neuen Satzung |
1982 |
Gründung der Altersabteilung |
1986 | Erneuerung des Bodens der Fahrzeughalle mit Klinkerplatten durch die Wehr |
1988 | Ersatzbeschaffung des LF 8 (alt: Opel Blitz, Spitzname Fanny / neu: MB 814, Spitzname Felix) |
1989 | Umbau des ehemaligen Schlauchturms durch die Wehr (EG Werkstatt; 1.OG Museum; DG Kleiderkammer) |
1990 | Renovierung des Daches, Austausch aller Fenster, ausbessern des Außenputzes mit Erneuerung der Farbe durch die Gemeinde |
1991/1992 | Renovierung der WC - Anlagen, der Florianstube, Küche und Lehrsaal durch die Feuerwehr |
1997 | Anschaffung neuer Einsatzjacken für die gesamte Wehr |
Die kameradschaftlichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen pflegt die Wehr durch abhalten von Gartenfesten, Sonnwendfeiern, Kameradschaftsabenden, Wanderungen, Ausflügen sowie seit 1958 das jährliche Aufstellen des Maibaums in der Gemeinde. Unser Fanfarenzug begleitet musikalisch alle feuerwehrinternen und externen Veranstaltungen wobei er sich vorteilhaft für unsere Gemeinde und Feuerwehr zu repräsentieren versteht. Ihre Einsatzbereitschaft bzw. das Zusammenwirken der Wehr mit anderen Wehren übt sie seit Gründung der Großraumübung Östlicher Schurwald im Jahre 1972 im jährlich stattfindenden Wechsel mit den Feuerwehren aus Adelberg, Birenbach, Börtlingen, Göppingen, Rechberghausen und Wangen. Am 9. Juli 2000 feiert nun unsere Feuerwehr in Verbindung mit dem 51. Kreisfeuerwehrtag ihren 125. Geburtstag. Als Geburtstagsgeschenk hat der Gemeinderat für die gesamte Wehr neue Ausgehuniformen komplett mit Hemd und Mütze genehmigt, damit sie für viele Jahre bei öffentlichen Anlässen und Feierlichkeiten ein geschlossenes, sauberes Bild widerspiegeln kann. Die Feuerwehr nimmt ihre 125 Jahrfeier zum Anlass, dem Gemeinderat, der Gemeindeverwaltung und Herrn Bürgermeister Vesenmaier für die gute Zusammenarbeit und das ihr entgegengebrachte Vertrauen und Verständnis aufrichtig zu danken. Mögen sich auch in Zukunft junge Menschen in den Dienst der Feuerwehr stellen um zu helfen, Leben und Gut der Bürger zu schützen, treu dem Wahlspruch:
GOTT ZUR EHR, DEM NÄCHSTEN ZUR WEHR
Quelle: Festbuch Freiw. Feuerwehr Wäschenbeuren 1975 und 2000